Fabiano Caruana erzielte seinen ersten Sieg bei der US-Meisterschaft 2018, indem er Aleksandr Lenderman in nur 23 Zügen vom Brett fegte. Aber Wesley So und Varuzhan Akobian besiegten Alexander Onischuk bzw. Awonder Liang und führen so weiterhin mit perfekten 2/2. Ray Robson gewann ebenfalls, während Hikaru
Nakamura von Yaroslav Zherebukh ausgebremst wurde. Weiterhin Drama bei den Damen, wo Irina Krush nach Sieg aus Verluststellung gegen Dorsa Derakhshani zusammen mit drei anderen mit 1.5/2 führt.
Du kannst alle Partien der US-Meisterschaft 2018 im Viewer unten nachspielen:
Und Du kannst Dir den Livekommentar (nochmals) anhören:
Fabiano Caruana musste kaum schwitzen für seinen schnellen Sieg gegen Aleksandr Lenderman, die erste beendete Partie in beiden Turnieren. Lenderman spielte die Winawer-Variante im Franzosen und war optimistisch, bis 9.h4!? auf dem Brett erschien:
In Interviews mit Maurice Ashley erfuhren wir alles über diesen Zug. Lenderman:
Zunächst war ich froh mit dieser Eröffnung. Ich dachte, Fabiano zu überraschen da er einen schönen Sieg gegen Daniel Naroditsky bei der letzten US-Meisterschaft hatte (Caruana spielte 9.Sf3 und gewann in 29 Zügen), aber ich hatte dazu eine Verbesserung und dachte, dass ich mich hier recht gut auskenne. Aber dann hatte Fabiano eine sehr interessante frische Idee. Ich selbst hatte das noch nie gesehen und der Computer zeigt es nicht wirklich – 9.h4 – es erwies sich als sehr unangenehme praktische Vorbereitung, am Brett ist es recht schwer dagegen zu spielen.
Caruana erklärte den Zug mit nächtlicher Lektüre:
Vor einigen Tagen habe ich mir das New in Chess Yearbook angeschaut. Ich war tatsächlich gerade im Bett als ich dadurch blätterte. Ich sah, dass diese Variante analysiert wurde, 9.h4 wurde gegen Ende des Artikels als Option erwähnt. Ich habe das nicht überprüft, ich wusste nur, dass h4 ein Zug ist. Aber da es im Fernschach gespielt wurde, ist es sicher kein schlechter Zug. Wahrscheinlich hatte er das nicht analysiert, do dachte ich - das hoffte ich jedenfalls! Wenn er es analysiert hätte, wäre es für mich unangenehm. Aber zum Glück war dem nicht so, wir waren beide auf uns alleine gestellt und ich denke, dass er seine Stellung als sehr unangenehm einschätzte. Ich denke, er beging schnell grobe Fehler.
Wir sahen, dass ein so großartiger Spieler wie Vladimir Kramnik nach einer h4-Neuerung im Berliner Kandidatenturnier die Fassung verlor und sofort eine sehr zweifelhafte Stellung gegen Sergey Karjakin anstrebte, so erging es nun Lenderman. Er sagte “Ich dachte, dass ich logische Züge spiele", aber nach 9…Sc6 10.h5 h6
11.Dd1 cxd4?! 12.Sf3 dxc3?! 13.Lxc3 blickte er plötzlich in einen Gewehrlauf:
Nach 13 Zügen droht Caruana Damenfang mit Th4!
Hier betrat Fabiano den Beichtstuhl (Confession Booth), meinte, dass sein Gegner "durch Patzen in einer sehr schlechten Stellung landete" und ergänzte "er wirkt bereits recht verzweifelt". Fabiano fragte sich, was Alex noch tun kann. Nach der Partie zeigte man ihm Computervorschläge, mit einem Rückzug des Sc6 ein Fluchtfeld für die Dame zu schaffen. Sein Kommentar:
Es ist ein Bauer, normalerweise muss man viel mehr machen, um so eine Stellung zu bekommen. Man muss mehr als einen Bauern opfern, einen Turm oder gar eine Dame, und dann vielleicht unter dem Tisch dem Gegner noch Geld bieten!
Stattdessen spielte Lenderman das naheliegende 13…g5, aber nach 14.hxg6 De4+ 15.Le2 Dxg6 16.Dd2 Sge7 17.Ld3 war 17…Dxg2? Selbstmord, einfach 18.Ke2:
Das Tempo, in dem die restlichen Züge ausgeführt wurden, zeigte dass die schwarze Stellung hoffnungslos war, das Ende war schnell und schmerzhaft: 18…Dg4 19.Th4 Dg7 20.Tg1 Sg6 21.Tf4 Sce7 22.Lb4 a5
23.Txg6! Schwarz gab auf.
Lenderman hoffte, dass er seine schlechteste Partie im Turnier damit bereits gespielt hat, und fasste zusammen:
Ich wollte eine Kampfpartie spielen, aber irgendwie sah ich heute nichts. Natürlich spielte Fabiano großartig. Es tut mir leid, dass ich ihn heute kaum fordern konnte, aber manchmal passiert das im Schach - manchmal ist Schach ein demütigendes Spiel!
Wesley So liegt weiterhin einen halben Punkt vor Caruana - wie sich herausstellte, musste er nicht lange auf einen weiteren Sieg warten! Es war gewissermassen ebenso einfach, Alexander Onischuks 21…Dd6 war in bereits wackliger Stellung der Anfang vom Ende:
22.d4! war schwer zu beantworten, da auf 22…exd4 23.e5! käme, und 22...Dxd4 scheitert natürlich an 23.Dxg6 (darum zuvor der Damenrückzug nach d6). Nach 22…Kh8 23.Tad1 Df6 24.h5 Lh7 25.dxe5 Dxe5 26.Lxf7 hatte Weiß einen Mehrbauern, den er im Endspiel sicher verwertete.
Wesley gab zu, dass er am Ende erschrock, bevor er verstand dass er
gerade rechtzeitig ist.
Das andere Mitglied der top3 Hikaru Nakamura hatte einen weiteren frustrierenden Arbeitstag und musste sich zum zweiten Mal mit Remis begnügen. Yaroslav spielte Russisch, Caruanas neueste “Lieblingswaffe”, nach eigener Aussage “wohl zum dritten Mal in meinem Leben". Er fand eine hübsche Taktik, um fast alle Figuren abzutauschen. Nakamura: “Ich fand es sehr ärgerlich, dass Yaro sich als Fabiano entpuppte!"
In den anderen Partien führte die Kombination von Zeitnot und Druck zu jeder Menge Unterhaltung. Zunächst verpasste Varuzhan Akobian den Sieg gegen den 15-jährigen Awonder Liang:
26.Sxd5! gewinnt einen Bauern und wohl die Partie, da die schwarze Dame angegriffen ist und Weiß auf 26…Dxc2 den Zwischenzug 27.Sxf6+ hat. Letztlich war es allerdings egal: etwas später hatten beide Spieler noch etwa eine Minute auf der Uhr, und Awonder wollte seine Stellung mit 34…Tee7?? konsolidieren. Dabei hatte er eine simple Falle übersehen:
35.Txc4! und die Partie war gelaufen, damit hat Akobian wie So 2/2.
Ray Robson verbrannte 29 Minuten in dieser Stellung gegen Zviad Izoria, auf der Suche nach einem forcierten Gewinn. Er dachte, dass er daran scheiterte, dabei spielte er den besten Zug in der Stellung mit einer brillianten Gewinnidee:
27.Sh6+! Kh8 28.Dd7!, Schwarz ist paralysiert. Es gab ein spektakuläres Partieende nach 28…Sxd3:
Aber nun hatte Ray nur noch etwa eine Minute und sah 29.Sf5!! nicht, nebst z.B. 29…gxf5 30.Tg1! Tg8 31.Dxh7+! Kxh7 32.Th3#. Wiederum war es später egal: Zwar war Schwarz nach 29.Txd3 zurück in der Partie, aber Zviad verpasste später ein Dauerschach und wurde doch noch Opfer eines Mattangriffs.
Damit ist dies der Stand im offenen Turnier nach zwei Runden:
Auch bei den Damen zuviel Chaos, um alles im Detail zu besprechen.
Titelverteidigerin Sabina Foisor war auf dem Weg zu einem glatten Sieg gegen Rusudan Goletiani. Aber sie gab zu, dass sie nach deren Gegenangriff in Panik ausbrach: statt diesen zu neutralisieren, verstärkte sie ihren eigenen Angriff. In der Schlusstellung stand Rusudan wohl immer noch auf Gewinn, aber begnügte sich mit Remis durch Stellungswiederholung.
Die US-Meisterin 2016 Nazi Paikidize sagte, dass sie nach Akshita Gortis 29…Ng4! "einen kleinen Herzinfarkt hatte". Dann fand sie nach 30.Lf5 Sxe3 31.Df2 g6 einen Trick:
32.Ne4!! mit sofort Generalabtausch und letztendlich Remis.
Maggie Feng war die Einzige, die nach Niederlage tags zuvor gewinnen konnte - gegen Anna Sharevich. Anna Zatonskihs “andere Strategie” “einfach Schach spielen mit Spass daran” funktionierte beim lockeren Sieg gegen Jennifer Yu, aber der dramatischste Sieg des Tages war für Irina Krush gegen Dorsa Derakhshani.
Dorsa sage, dass sie als Studentin seit Juli kein Schach mehr gespielt hatte nebst “Ich vermisse Schach viel zu sehr, um nun langweilige Partien zu spielen!” Die Idee, die sie im Gegensatz zur 7-fachen US-Meisterin sah, war keinesfalls langweilig:
Nach 13…Ndc5!! übernahm Schwarz die Initiative, der Springer wird auf d3 Unruhe stiften. Wenig später verabschiedete sich Irina bei der verzweifelten Suche nach Gegenspiel von einer Figur, aber sie glaubte immer noch an ihre Stellung und meinte "am Brett dachte ich, dass ich auch gewinnen kann". Dorsa verbrauchte viel Bedenkzeit für Züge, die sie nach eigener Aussage normalerweise schnell spielen würde, Zeitnot führte dann zum Desaster nach Irinas 36.c6:
Schwarz steht immer noch total auf Gewinn, aber das forcierende 36…Ld5?! war bereits falsch (einfach 36…Dc3!), und nach 37.Df4 Dc3? 38.Tc1! hatte Weiß Oberwasser. 38…Df3? (38…Db2!) war ein letzter Fehler in Zeitnot, es entstand ein Endspiel mit Turm gegen Läufer, das Irina auf beeindruckende Weise gewann. Dorsa tröstete sich:
Die Tatsache, dass ich gestern und heute gewinnen konnte, ohne wirklich die Eröffnung zu kennen, zeigt dass ich es besser machen kann!
Irina hatte derweil einen holprigen Start ins Turnier und liegt dennoch mit vorne:
In der dritten Runde haben So, Caruana und Nakamura alle Schwarz, dabei spielen Wesley und Fabiano gegen die Jungstars Liang und Xiong und Nakamura gegen Schlusslicht Onischuk - sie werden wohl auf Gewinn spielen! Verfolge das Geschehen ab 13:00 CDT (20:00 MESZ), mit Livekommentar von Yasser Seirawan, Jennifer Shahade und Maurice Ashley hier auf chess24.
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