Dank eines Schwarzsiegs gegen Julio Sadorra und der besseren Wertung als Bu Xiangzhi hat sich Wang Hao den Titel des Asienmeisters 2017 gesichert. Ebenfalls für den Weltcup qualifiziert sind der Inder Vidit und Yu Yangyi, die mit 6,5 aus 9 einen halben Punkt zurücklagen, und der Mongole Tsegmed Batchuluun, der unter den Spieler mit 6 aus 9 die meisten Siege erringen konnte. Das Frauenturnier ging an die Vietnamesin Vo Thi Kim Phung, die ungeschlagen blieb und brillante 7,5 aus 9 erzielte. Silber ging an Guliskhan Nakhbayeva, während Vaishali, die ältere Schwester von Praggnanandhaa, auf Platz 3 landete.
Mit Klick auf das Ergebnis (bzw. vorher die Runde) könnt ihr alle Partien der Asien-Meisterschaft 2017 nachspielen:
In unserem letzten Bericht erwähnten wir, dass die ehemalige Nummer 1 Chinas sich zu einem Open-Spezialisten entwickelt hat und wie bei seinem Sieg beim Sharjah Masters mit 4,5 aus 5 gestartet war. Wie in Sharjah ließ er danach drei Remis und einen Sieg folgen, um das Turnier dank besserer Wertung zu gewinnen.
Den entscheidenden Sieg holte er sich in der letzten Runde gegen Julio Sadorra von den Philippinen, der zuvor Adhiban geschlagen hatte und dem ein Remis höchstwahrscheinlich gereicht hätte, um sich einen der 128 Plätze für den Weltcup in Batumi zu sichern.
Zu Julios Pech konnte Wang Hao schon früh die Initiative übernehmen und dann den keineswegs offensichtlichen Fehler 32.Ke1? eiskalt ausnutzen:
32…Kf8! Der Turm kann nicht gefangen werden, aber nach 33.Tg5 h6 gab Weiß dennoch auf, da er nun auf ein weißes Feld muss, wonach 34…Lf3! Ihn nicht nur angreift, sondern gleichzeitig Te2+ mit Gewinn des Läufers auf e3 droht. Wäre der König nach f1 gegangen, hätte Weiß schlechter gestanden, aber den direkten Untergang vermieden.
Wang Haos 31-jähriger Landsmann Bu Xiangzhi machte es umgekehrt und gewann vier seiner letzten fünf Partien, musste sich aber wegen der schwächeren Gegner und der dadurch schlechteren Wertung mit Platz 2 begnügen.
Hier der Endstand des Turniers:
Bester Inder war Vidit, der sich von seiner Niederlage gegen Wang Hao in Runde 5 glänzend erholte und sich nach drei eindrucksvollen Siegen mit einem Remis gegen Yu Yangyi in der letzten Runde souverän für den Weltcup qualifizierte und gleichzeitig aufgrund der mehr errungenen Siege die Bronzemedaille gewann.
Topfavorit Yu Yangyi kam schwer ins Turnier, spielte dann aber in Runde 6 gegen Sengupta Deep die vielleicht schönste Partie des Turniers, als er unter Bauernopfer die gegnerische Rochade verhinderte und dann zur Exekution schritt:
24…Txa5! Mit diesem Qualitätsopfer wird der schwarze Springer zum Einsatz gebracht: 25.Lxa5 Sf4! 26.Tb1 Dc2 27.Ld2 Se2+ 28.Kf1 Dxc6 29.h4:
Der Springer ist glänzend postiert, aber Schwarz kann nicht zulassen, dass Weiß sich mit Th3 befreit, also spielte Yu… 29…Sg3+!, worauf Sengupta zu Recht Angst vor 30.fxg3 Te2! hatte, aber auch der Materialverlust 30.Kg1 half nach 30…Sxh1 31.Kxh1 Te2 32.Le3 De4 33.Kg1 Le5 34.h5 d2 35.Df1 keineswegs, um das Desaster abzuwenden, das nun folgte:
35…Dxb1! Weiß gab auf
Yu Yangyis zweiter Schwarzsieg war deutlich weniger überzeugend. Der Titelverteidiger Sethuraman spielte in einer schwierigen Stellung auf Gewinn und warf die Partie dann mit zwei bizarren Zügen weg:
Nach 37.c4 oder 37.Dd5+ mit Damentausch lautet die Frage nur noch, ob Weiß seine Mehrqualität verwerten kann, doch Sethuraman spielte 37.Ld4?! und nahm nach 37…Sxd4 nicht mit der Dame wieder, sondern gab mit 38.c4?? einfach eine Figur und reichte wenig später die Hand zur Aufgabe. Vermutlich dachte Sethuraman, der sich in Zeitnot befunden haben muss, dass 38.Dxd4 Dxc2+ Matt wird, aber nach 39.Ka3 d5+ 40.b4 wäre die Partie weitergegangen.
Den letzten Weltcup-Platz sicherte sich überraschend der viermalige Mongolische Meister Tsegmed Batchuluun, der zwar gegen Rustam Kasimdzhanov und Vidit zwei Partien verlor, aber auch fünfmal gewann und damit die beste Wertung der Spieler mit 6 aus 9 hatte. Er gewann seine letzten drei Partien und besiegte zum Schluss den 17-jährigen Aravindh, der zu vehement auf Sieg spielte:
35…b4? Der natürliche Zug, aber ein Fehler: 36.cxb4 Lxb4? Folgerichtig, aber besser wäre es gewesen, den Bauern zu geben. 37.Tab2! La5? (37…Sa6 bot noch Chancen) 38.Txb6 Lxb6 39.La5 Die nächste Fesselung gewinnt:
Wei Yi war zwar schon für den Weltcup qualifiziert, aber sein Abschneiden war dennoch eine herbe Enttäuschung. Direkt von der Chinesischen Meisterschaft angereist, die er für sich entscheiden konnte, wirkte er schon bei seinen Remis in den Runden 2 bis 5 ein wenig ausgelaugt. Danach spielte er gegen Tran Tuan Minh mit Schwarz mit aller Macht auf Gewinn und fiel kräftig auf die Nase.
In schwieriger Stellung verbrauchte Wei Yi 10 Minuten für 29…Td8?
Weiß konnte auch das hübsche 30.f5 gxf5 31.Se6! Dxe6 32.Dg5+ spielen, aber 30.e6! wie in der Partie reichte völlig aus. Die Hauptdrohung ist Sf7, und jeder Wegzug des Turmes verliert den Läufer auf d5. Tuan Minh durfte nun nur nicht auf Tricks hereinfallen, spielte nach 30…Lc5+ aber 31.Lf2 und vermied damit die Falle 31.Kh1?? Lxg2+ nebst Matt. Nach 31…Td6 32.Sf7 Txe6 kam die Springer-gabel 33.Sd8!, während 33.Dxd5?? Dxd5 34.Txd5 Te1# die Partie immer noch eingestellt hätte.
Nach diesem Schock erholte sich Wei Yi und gewann seine letzten Partien stilvoll, wie in der letzten Runde nach einem gegnerischen Turmopfer:
Den Zug 26…Txf2 führte der Indische Meister Karthikeyan mit Optimismus aus, aber seine Freude währte nicht lang: 27.Kxf2 Tf8+ 28.Kg1 Dxg3 29.De3! und da nach 29…Dxe3 30.Lxe3! zwei schwarze Figuren hängen, war der Rest der Partie nur noch Formsache.
Bei den Frauen waren keine Wertungen nötig, da die ersten drei Spielerinnen mit je einem halben Punkt Abstand das Turnier beendeten. Doch wer hätte gedacht, dass diese drei Plätze an die Nummern 8, 9 und 17 der Setzliste gehen würden?
Die Zweitplatzierte Guliskhan Nakhbayeva schlug mit der Nummer 2 des Turniers Sarasadat Khademalsharieh und der Nummer 4 Padmini Rout zwei Favoritinnen.
Das reichte aber nicht für den Titel, da die 23-jährige ehemalige Juniorenmeisterin Asiens Vo Thi Kim Phung mit 7,5 aus 9 den Vogel abschoss und nun auch bei den normalen Meisterschaften triumphierte. Ihren entscheidenden Sieg holte sie in der vorletzten Runde gegen die spätere Dritte Vaishali.
Die 15-jährige Vaishali, die schon zwei Jugendweltmeistertitel errungen hat, zeigte in ihren Partien einen ähnlichen Angriffsinstinkt wie ihr jüngerer Bruder Praggnanandhaa (der gerade am Zakaros Open in Ungarn teilnimmt). Sie bot ein Figurenopfer ab, aber Vo schlug stattdessen einen Bauern:
Hier überlegte Vaishali fast eine halbe Stunde, ehe sie 18.Sxf7 spielte, doch leider funktionierte dieser Zug nicht (stattdessen hätte sie mit 18.Sd5 ein Remis ansteuern sollen). Vo konterte mit 18…Txc3! (18…Kxf7? 19.Tad1! führt laut Computer zum Sieg der Weißen) 19.Sxh8 Txe3! (natürlich scheitert 20.Dxe3 an 20…Lc5), und der Rest der Partie war Agonie. Mit ihrem sechsten Sieg in der Schlussrunde kam Vaishali aber noch zu einem mehr als versöhnlichen Turnierabschluss!
Zum Abschluss der Asien-Meisterschaften finden noch die Blitzturniere statt, die ihr wieder live auf chess24 verfolgen könnt: Open | Frauen
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