Allgemein 01.07.2021 | 08:40von Colin McGourty

Abhimanyu Mishra bricht Karjakins Rekord als jüngster Großmeister aller Zeiten

Das amerikanische Wunderkind Abhimanyu Mishra ist im Alter von 12 Jahren, 4 Monaten und 25 Tagen der jüngste Großmeister aller Zeiten geworden. Damit stellte er Sergey Karjakins Rekord von 12 Jahren und 7 Monaten ein, der 19 Jahre Bestand hatte. Abhimanyu aus New Jersey erlangte den Titel, als er seine dritte und letzte GM Norm erreichte, indem er ein weiteres Wunderkind, Leon Mendonca, in der nervenaufreibenden 9. Runde des Vezerkepzo GM Mix Turnier in Budapest besiegte.

Der 9-jährige Abhimanyu Mishra bei der U14 Jugendweltmeisterschaft 2018 in Griechenland | Foto: Niki Riga

Seit seinem 7. Lebensjahr bricht Abhimanyu Mishra Rekorde, als er der jüngste Expert der United States Chess Federation wurde. Danach gab es für ihn kein Halten mehr: er wurde der im Alter von 9 Jahren der jüngste Nationale Meister und darauffolgend mit 10 Jahren, 9 Monaten und 20 Tagen der jüngste Internationale Meister aller Zeiten.

Lediglich ein Titel war noch übrig, der des Großmeisters, doch als die Pandemie ausbrach, wurden die Chancen, Sergey Karjakins Rekord zu brechen, dramatisch verringert. Nichtsdestotrotz ließ sich Abhimanyu davon nicht aufhalten und seine Familie sammelte sogar Geld, um ihm zu ermöglichen, den Rekord zu jagen.


Er fand in Budapest den perfekten Ort, da dort regelmäßig allwöchentliche Turniere abgehalten werden, die ehrgeizigen Jungstars ermöglichen, die harten Anforderungen zu erfüllen. Abhimanyu erlangte seine erste Großmeisternorm im April Vezerkepzo Turnier und seine zweite im Mai beim First Saturday Turnier, das er beeindruckende 3 Punkte vor dem restlichen Teilnehmerfeld gewann.

Er spielte buchstäblich ununterbrochen und überquerte schon bald die 2500er Marke, sodass die einzige letzte Hürde die 3. GM Norm war. Er schrammte ein paar mal knapp vorbei und es sah so aus als wäre dies erneut der Fall, bis ein dramatisches Ende Abhimanyu das Ergebnis von 7/9 brachte, welches er für den Titel brauchte! Tatsächlich muss noch eine Runde gespielt werden. Diese hat aber keinen Einfluss mehr auf die Bedingungen zum Großmeister.


Die letzte Partie war episch. Auf dem Papier war es genau das, was Abhimanyu nicht gebrauchen konnte - er musste auf Knopfdruck mit den schwarzen Figuren gegen seinen stärksten Gegner im Schweizer Turnier-System, den 15-jährigen Großmeister Leon Mendonca aus Indien, der ebenfalls ein Wunderkind ist, gewinnen. Dann begann es vielversprechend für Abhimanyu auszusehen, als er einer Empfehlung des Chessable Kurs von Peter Svidler zum Grünfeld-Indisch folgte - es stellt sich heraus, dass Abhimanyu auf Chessable „legend“ Status hat. 

Es ging nicht so sehr um die Stellung auf dem Brett als vielmehr um die Tatsache, dass Leon hier gewaltige 41 Minuten nachdachte, weshalb er im ungefähr ausgeglichenen Endspiel im 20. Zug lediglich sein Inkrement von 30 Sekunden pro Zug besaß, um über die Stellung nachzudenken.

Was folgte, war absoluter Nervenkitzel, da Leon wieder und wieder die besten Züge in nur Sekunden fand. Kurz vorm 40. Zug schien sich das Blatt dann gewendet zu haben. Weiß steht plötzlich besser und Abhimanyu besaß ebenfalls nur noch wenig Zeit. Alles änderte sich im 48. Zug.


Es war an der Zeit, 48.b4! zu spielen. Der schnelle b-Bauer ermöglicht eine Absicherung gegen alles, was sonst auf dem Brett geschieht. Stattdessen spielte Leon 48.Ke5 und Mishra gelang in diesem Moment ein Geniestreich, 48...Sf3+!!

Wie sich herausstellte, hätte Leon noch immer mit 49.Kf4 oder 49.Kf6 remisieren können, da er nach 49...Sxg5 50.Kxg5 Kxe3 51.b4! gerade noch rechtzeitig ist, um eine Dame zu bekommen und die Partie zu retten.

Jedoch war es verständlich, dass Leon angespannt war und mit nur 12 Sekunden auf seiner Uhr spielte er den verlierenden Zug 49.gxf3? wonach 49...exf3 50.Lh4 51.Lf2 Ke2 52.b4 folgte und der b-Bauer genau einen Zug zu langsam war. Dies war die finale Stellung, die Abhimanyu Mishra den Titel des jüngsten Großmeisters aller Zeiten gewann.


Wenn Leon seinen b-Bauern zur Dame verwandelt, folgt 56...Df4+ und 57...Dxb8 gewinnt sie sofort zurück.

Das bedeutete, dass Abhimanyu, der am 5. Februar 2009 geboren wurde, den 19 Jahre bestehenden Rekord von Sergey Karjakin, der im August 2002 aufgestellt wurde, gebrochen hatte. Er erreichte alle Anforderungen für den Titel im Alter von 12 Jahren, 4 Monaten und 25 Tagen. Er schlug Karjakin um 2 Monate und 5 Tage, um die Liste der denkwürdigen Schachwunderkinder anzuführen.


Man kann nur hoffen, dass sich Abhimanyu nun eine Pause gönnt. Sie kann aber nur von kurzer Dauer sein, da er am 12. Juli gegen Baadur Jobava in der 1. Runde des FIDE Weltpokals im russischen Sochi antreten wird. Ihr könnt das live hier auf chess24 verfolgen. Er könnte in der 2. Runde auf Sam Shankland treffen sowie auf einen seiner Helden, Fabiano Caruana, in der 4. Natürlich wäre es bereits ein gewaltiger Erfolg, in der 1. Runde gegen den unglaublich talentierten Jobava zu bestehen.


If Abhimanyu does meet Fabiano Caruana in the World Cup it won't be the first time they've met... but his Twitter bio now needs some edits! 

Es bleibt spannend zu sehen, wie weit es Kinder wie Abhimanyu schaffen können und wir können sicher sein, dass die neue Generation hungrig sein wird, die verlorene Zeit durch die Pandemie wiedergutzumachen. Das haben wir im Silver Lake Turnier gesehen, dass heute in Serbien endete, bei dem ein 16-jähriger Nihal Sarin einen beeindruckenden ersten Platz belegte.

Sein Landsmann, der 15-jährige Raunak Sadhwani, nun der zehntjüngste Großmeister aller Zeiten, war unter den Spielern, die den geteilten zweiten Platz belegten.

Die schiere Tiefe des Schachtalents in Indien wurde vom 17-jährigen Arjun Erigaisi gezeigt, der bis zuletzt relativ unbekannt war. Er schied erst im Viertelfinale des Goldmoney Asian Rapid gegen Levon Aronian aus, nachdem er diesem einen starken Kampf bis ins Stechen lieferte. 

Der 15-jährige Gukesh, der Karjakins Rekord um lediglich 17 Tage verpasste, war ebenfalls äußerst beeindruckend in den Vorrunden.

Es gibt also eine Menge Schachtalente am Horizont, der Applaus gilt grade aber Abhimanyu Mishra, der er einen der schwersten Rekorde gebrochen hat, die es in der Welt des Schachs zu brechen gibt!


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