Magnus Carlsen musste sich gegen Daniele Vocaturo mit einem Remis begnügen, während Italien an den beiden hinteren Brettern gewann und Norwegen in Runde 3 der Olympiade in Chennai besiegte. Österreich schockte Deutschland mit 2,5:1,5, während die Ukraine nur ein Unentschieden gegen Kuba erreichte. Bei den Frauen schlugen die Mongolei und Estland die USA und Armenien. Alle sechs indischen Teams haben noch immer eine perfekte Bilanz, wobei Indien 2 an der Spitze liegt, da das Team bisher jede gespielte Partie gewonnen hat.
Wie erwartet, gab es in Runde 3 die ersten Überraschungen in den Top-Matches der Schacholympiade.
Die größten Verlierer waren die an Rang 3 gesetzten Norweger, deren Einordnung natürlich zu einem großen Teil darauf beruht, dass an ihrem ersten Brett der höchstbewertete Spieler aller Zeiten, Magnus Carlsen, sitzt. „Wenn man ihren Topspieler neutralisieren kann, dann ist das schon etwas”, sagte Italiens Kapitän Loek van Wely.
Daniele Vocaturo ist das gelungen: „Ich habe ein bisschen gelitten, aber irgendwie habe ich es geschafft, solide zu bleiben und das Remis zu halten.” Wenn überhaupt, dann bestand die Chance, dass Magnus am Ende zu viel Druck machen würde, aber als Lorenzo Lodici und Francesco Sonis beide ihre Partien für sich entscheiden konnten, war die Runde gewonnen, so dass es für Magnus keinen wirklichen Grund mehr gab, alles zu geben.
Das andere Spitzenteam, das verlor, war die Nummer 9 Deutschland, die der Nummer 33 Österreich unterlag − genau dem Gegner, gegen den Deutschland nicht verlieren wollte.
Liviu-Dieter Nisipeanu wählte einen Opferangriff, der gegen Felix Blohberger einfach nicht funktionierte, und der Sieg von Rasmus Svane erwies sich schließlich als vergeblich, als Dmitrij Kollars einen komplexen Kampf gegen Dominik Horvath verlor.
Die an Rang 8 gesetzte Ukraine stand kurz vor einer Niederlage gegen das an Rang 32 gesetzte Kuba, nachdem Yasser Quesada Anton Korobov am Spitzenbrett besiegt hatte, während Isan Ortiz im verhängnisvollen 41. Zug einen Sieg verpasste und dann einen Mehrbauern nicht umwandeln konnte, obwohl er bis zum 116 Zug weiterspielte.
Damit war Kirill Shevchenko der Held in einer 107-Züge-Partie, die endete, als Luis Quesada genug gesehen hatte und sicher war, dass sein Gegner mit Läufer und Springer mattsetzen könnte!
Andernorts gewannen die Favoriten: Anish Giri, Shakhriyar Mamedyarov und Jan-Krzysztof Duda erzielten in ihren ersten Partien bei dieser Olympiade hohe Siege für die Niederlande, Aserbaidschan und Polen.
Jan-Krzysztof führte den vielleicht brutalsten Schlag des Tages aus, nachdem der junge Australier Anton Smirnov 17 Minuten für den Zug 26.Se2? brauchte und dabei völlig übersah, dass der g2-Bauer geschlagen werden konnte.
Nach 26...Dxg2+! ist der einzig legale Zug 27.Lxg2, aber dann holt 27...Sxe2+ die weiße Dame auf c3 mit einer Gabel. Schwarz hätte dann eine ganze Figur mehr, also gab Anton auf.
Die topgesetzten USA erzielten einen letztlich glatten Sieg gegen Georgien, obwohl eine Partie mit Baadur Jobava selten glatt ist. Seine Eröffnungswahlen stießen nicht gerade auf Beifall von Peter.
Fabiano Caruana empfand das Gleiche, aber wie er erklärte:
Ich dachte, ich käme viel besser aus der Eröffnung, aber sie war sehr kompliziert und ich muss sie falsch gespielt haben, denn irgendwann war mein Vorteil komplett weg.
Fabi schien sogar kurzzeitig in Schwierigkeiten zu sein, aber er schaffte ein Remis, ebenso wie Leinier Dominguez mit den schwarzen Figuren, und dann verwandelten Levon Aronjan und Sam Shankland kleine Vorteile mit den weißen Figuren in überzeugende Siege. Eine solide Leistung
Dasselbe gilt für Indien, das nie in Schwierigkeiten zu geraten schien, als Harikrishna am Spitzenbrett einen überwältigenden Sieg erzielte. Hari war so bescheiden wie immer.
Ich habe mich mit den indischen Teamhelfern vorbereitet, und heute kann ich nicht sagen, bis zu welchem Punkt, aber im Grunde wurde mir die Idee am Morgen gezeigt.
Der Angriffsschwung war jedoch ganz sein eigener, beginnend mit 24.Lxh6!
Nach 24...gxh6 25.Sf6+ Kg7 26.Dg4+ Kh8 27.Df4 Kg7 fand er ein gutes Ende.
28.Lxd5! − der Trick nach 28...exd5 ist, nicht sofort 29.Df5?! zu spielen, wonach Schwarz mit 29...Txc1! und später Th8 Widerstand leistet, sondern z.B. 29.Dg4+ Kh8 30.Df5, wonach es keine Verteidigung gibt.
In der Partie sahen wir 28...Ld3 29.Sh5+! Kh7 30.Le4+! und Dimitrios Mastrovasilis gab auf, da der Springer, der nach f6 kommt und Matt droht, Schwarz zwingen wird, seine Dame aufzugeben.
Arjun Erigaisi gewann ebenfalls, als Indien einen 3:1-Sieg einfuhr, aber wieder einmal stahl Indien 2 etwas vom Rampenlicht, als ihre jungen Stars die Schweiz mit 4:0 besiegten − wobei erwähnt werden muss, dass Praggnanandhaa gegen Yannick Pelletier in große Schwierigkeiten geraten war.
Pragg, der zusammen mit seinem Einzel- und Teamtrainer Ramesh interviewt wurde, resümierte:
Ich glaube, ich war nach dem 25. Zug oder so verloren. Ich habe die ganze Partie über gelitten, und wahrscheinlich hatte er irgendwann einen erzwungenen Sieg, aber ich glaube, am Ende konnte ich mich befreien. Ich denke, am Ende war es ein Remis, aber er hat auf Zeit verloren, was unglücklich war. Ich bin nicht zufrieden mit der Art und Weise, wie ich heute gespielt habe.
Indien 2 ist das einzige Team in beiden Sektionen der Olympiade mit einer perfekten Brettpunktzahl von 12/12, aber was in erster Linie zählt, sind die Matchpunkte, und in dieser Hinsicht haben alle sechs indischen Teams eine perfekte 6/6-Bilanz (2 Punkte für einen Matchsieg, 1 für ein Remis).
Beim 3:1-Sieg von Indien 3 gegen Island gab es ein absolut verrücktes Remis zwischen Helgi Gretarsson und Abhimanyu Puranik.
Unsere Kommentatoren konnten nicht glauben, dass es kein zwingendes Matt für eine der Seiten gab, und tatsächlich verkündete der Computer in der darauf folgenden Partie an einer Stelle Matt in 10 für Puranik, aber insgesamt war das Remis ein faires Ergebnis.
Insgesamt haben 20 Teams in der Offenen Kategorie immer noch ein perfektes Matchergebnis, darunter auch Armenien, das sich gegen Ägypten durchsetzte.
Bei den Frauen gab die im achten Monat schwangere Harika Dronavalli ihr Debüt bei der Olympiade in Chennai, als Indien einen 3:1-Sieg gegen England erzielte, der weniger glatt war, als es das Ergebnis vermuten lässt.
Die sechs Erstgesetzten gewannen alle, wobei Georgien gegen die Tschechische Republik ein Unentschieden gewesen wäre, wenn Meri Arabidze die Partie nicht gerettet hätte, nachdem Anna Koubova in einer Gewinnstellung 46...g5? gespielt hatte.
Der einzige Remiszug war der, den Meri spielte: 47.g4!, und nach 47...hxg4 48.h5! stellte sich heraus, dass der h-Bauer Weiß gerade genug Spiel gab, um ein Remis zu halten.
Die großen Überraschungen der Runde waren der Sieg Estlands gegen Armenien, nachdem Elina Danielian eine Gewinnstellung gegen Mai Narva völlig falsch gespielt hatte, und der Sieg der Mongolei gegen die an Rang 7 gesetzten USA.
Die 4. Runde der Olympiade am Montag verspricht noch mehr Spannung, wenn die jungen Stars aus Usbekistan auf die starken USA treffen. Der 17-jährige Nodirbek Abdusattorov und der 16-jährige Javokhir Sindarov stehen beide auf 3/3.
Die indischen Teams stehen alle vor interessanten Herausforderungen: Indien 1 trifft auf Frankreich, Indien 2 auf Norwegens Bezwinger Italien und Indien 3 auf eine beeindruckend wirkende spanische Mannschaft.
Verpasse nicht den Live-Kommentar von Peter Leko & Peter Svidler ab 15:00 IST (11:30 MESZ): Offen, Frauen.
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