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Allgemein 13.01.2023 | 13:02von Colin McGourty

MVL entging bei der Blitzschach-Weltmeisterschaft nur knapp der Disqualifikation

In Maxime Vachier-Lagraves Zusammenfassung der jüngsten Schachereignisse kommt am Ende eine Kuriosität zutage: Er bemerkte inmitten seiner ersten Partie am letzten Tag der Blitzschach-Weltmeisterschaft, dass er vergessen hatte, seine Uhr abzunehmen. Wäre dies von einem Schiedsrichter bemerkt worden, hätte es das sofortige Ausscheiden aus der Partie und möglicherweise den Ausschluss vom gesamten Turnier bedeutet, aber ein „höchst unkonzentrierter” Maxime blieb unbestraft und erreichte schließlich ein Remis.

MVLs wichtigster Erfolg in Almaty war ein Remis gegen Vincent Keymer in der letzten Runde Schnellschach, was zur Folge hatte, dass sein Gegner nicht ins Endspiel gegen Magnus Carlsen einziehen konnte | Foto: Lennart Ootes

Maxime Vachier-Lagraves neuester Blog-Post − Looking ahead to 2023! − gibt wieder einmal einen aufschlussreichen Bericht aus erster Hand über die jüngsten Schachereignisse, in diesem Fall die Schach-Mannschaftsweltmeisterschaft, die Chess.com-Schnellschachmeisterschaft, Danzhou und schließlich die Schnell- und Blitzweltmeisterschaft in Almaty, Kasachstan

Der Post ist insgesamt interessant zu lesen, aber der wohl bemerkenswerteste Teil kommt ganz am Ende, wo enthüllt wird, dass Maxime, der amtierende Champion, am letzten Tag der Blitzpartien einen Fehler gemacht hat − und die Rede ist nicht von einem Fehler am Brett.

Als er zum zweiten Tag des Blitzturniers in Almaty ankam, machte Maxime einen Fehler, der ihn teuer zu stehen kommen könnte... Er vergaß nämlich, seine Uhr abzulegen, bevor er die Kontrollen passierte, und spielte die erste Runde gegen Petrosyan mit diesem Accessoire. Während der Partie, als er seine Hemdsärmel hochzog, bemerkte er seinen Fehler, aber niemand sonst bemerkte ihn, weder sein Gegner noch die Schiedsrichter, die an den Brettern standen! Die Partie endete schließlich mit einem Remis, aber Maxime war wegen dieses Vorfalls sehr unkonzentriert und fragte sich ständig, wie er so dumm sein konnte, es nicht vorher zu bemerken 😊.

Wäre er vom Schiedsrichter erwischt worden, hätte er die Partie natürlich durch Disqualifikation verloren…

MVL zu Beginn seiner Partie gegen Manuel Petrosyan, aufgezeichnet in unserer Live-Übertragung

Bei einer Weltmeisterschaft sind „Uhren, Stifte und andere Schreibgeräte, die Metall enthalten, im Spielbereich nicht erlaubt” − eine Smartwatch stellt jedoch eindeutig ein größeres Betrugsrisiko dar. Es gibt sogar einen Präzedenzfall, der auch eine Rolle bei der Entscheidung über Maximes Ausschluss von der gesamten Veranstaltung hätte spielen können:

Bei der Junioren-Mädchen-Weltmeisterschaft letztes Jahr in Italien war die 20-jährige Inderin Priyanka Nutakki mit In-Ear-Kopfhörern in der Tasche durch die Metalldetektoren gegangen. Obwohl sie ihre Partie gewann, wurde der Punkt später ihrer Gegnerin zugesprochen und sie wurde vom Turnier ausgeschlossen. Die FIDE erklärte, man glaube nicht, dass Priyanka betrogen habe, sondern dass es sich um einen unschuldigen Fehler gehandelt habe:

Gegen Ende der 6. Runde der Junioren-Mädchen-Weltmeisterschaft auf Sardinien kam es zu einem unglücklichen Vorfall. Bei einer Routinekontrolle wurde bei einer der Spielerinnen, Priyanka Nutakki, ein Paar Kopfhörer in der Jackentasche gefunden. Zwar gibt es keinen Hinweis auf ein Foulspiel ihrerseits, doch sind Kopfhörer in der Spielhalle streng verboten. Das Mitführen dieser Geräte während einer Partie ist ein Verstoß gegen die Fairplay-Richtlinien und wird mit dem Verlust der Partie und dem Ausschluss vom Turnier geahndet. Der von Nutakki in der 6. Runde erzielte Punkt wurde ihrer Konkurrentin, Govhar Beydullayeva, zugesprochen. Die indische Delegation legte Berufung ein, doch der Berufungsausschuss bestätigte die Entscheidung erneut.

Priyanka Nutakki bei der Veranstaltung | Foto: UniChess

Dieser Fall war umso bemerkenswerter, weil die Spielerin, die Priyanka in der 6. Runde geschlagen hatte − die 19-jährige aserbaidschanische WGM Govhar Beydullayeva − später das Turnier gewann.

Maximes versehentliches und unentdecktes „Verbrechen” ist ein Beispiel dafür, dass die Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung bei solchen Großveranstaltungen immer unvollkommen sein werden. FIDE-Chef Emil Sutovsky prahlte neulich erst damit, dass die Züge im Sinne einer Betrugsprävention mit einer Verzögerung übertragen werden:

Es ist jedoch schwer zu überprüfen, ob diese Maßnahme tatsächlich je Betrug verhindert hat. Natürlich ist Betrug im Schnellschach am Brett, insbesondere im Blitzschach, bei Weitem schwieriger als bei klassischer Bedenkzeit.

Der Vorfall von Maxime erklärt vielleicht auch den Verlauf seiner Partie gegen den 24-jährigen armenischen GM Manuel Petrosyan, in der Maxime fast einen Gewinnvorteil erlangt hatte, diesen aber verdarb und dann später nach 57...h3 objektiv auf Verlust stand.


Mit 58.Tdxf5! würde Weiß gewinnen, denn wenn der König nach g6 oder h6 geht, wird mit 59.Tf6+ die schwarze Dame gewonnen (obwohl es immer noch eine sehr knifflige technische Aufgabe ist); und nach 58...Kh4 59.Lxh3! kann Schwarz den Läufer nicht schlagen, ohne Matt-in-1 zuzulassen. In der Partie dagegen stellte sich nach 58.Tfxf5+ Kg6! heraus, dass es nichts Besseres als ein Remis zu erreichen gab.

Nachdem er in der letzten Runde ein Remis gegen Vladimir Fedoseev abgelehnt hatte, verlor MVL und belegte nur den 31. Platz.

Der französische Großmeister wird voraussichtlich erst im Mai ein Superturnier spielen, wenn die Grand Chess Tour beginnt und wir auch das Norway Chess haben (siehe unseren Schach-Turnierkalender 2023).


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